Verkehrszählung 2025: Kameras erfassen anonym das Verkehrsaufkommen auf deutschen Autobahnen – hier an der A115 bei Berlin, mit korrekt fahrendem Verkehr. (NM/KI-Bild)
Wer in den letzten Wochen auf den Autobahnen rund um Berlin unterwegs war, hat sie vermutlich schon bemerkt: kleine, dunkle Boxen, montiert an Brücken, Masten oder Leitpfosten. Sie wirken unscheinbar, fast wie stille Beobachter am Rand des Verkehrsflusses. Doch ihre Präsenz ist auffällig – und sorgt bei vielen Autofahrerinnen und Autofahrern für Verunsicherung. Sind das neue Blitzer? Wird hier jetzt jede Fahrt überwacht? Die Antwort ist überraschend harmlos und zugleich von großer verkehrspolitischer Bedeutung: Es handelt sich um eine bundesweite Verkehrszählung, die alle fünf Jahre durchgeführt wird.
Seit Mai 2025 läuft die sogenannte Straßenverkehrszählung, koordiniert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Ziel ist es, ein möglichst genaues Bild vom Verkehrsaufkommen auf deutschen Straßen zu gewinnen. Dabei geht es nicht um individuelle Fahrten oder Geschwindigkeiten, sondern um Mengen und Muster: Wie viele Fahrzeuge sind unterwegs? Welche Typen dominieren – Pkw, Motorräder, Busse, Lkw? Und wie verteilen sich diese über Tageszeiten, Wochentage und Regionen?
In Berlin wurden rund 400 Kameras installiert, vor allem entlang der A100, der A103 und der A115. Auch innerstädtische Bundesstraßen und Verkehrsknotenpunkte sind Teil der Erhebung. In Brandenburg sind es sogar über 1.000 Zählstellen, verteilt auf Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen. Und auch Sachsen ist aktiv beteiligt: Dort zählt man an über 1.500 Punkten, teils mit Kameras, teils mit Zählpersonal. Besonders in Leipzig setzt die Stadtverwaltung auf eigene 24-Stunden-Zählungen, um den urbanen Verkehr besser zu verstehen – inklusive Radverkehr.
Die Technik hinter den Kameras ist ausgeklügelt und datenschutzkonform. Die Geräte erfassen keine Kennzeichen, keine Gesichter und keine Geschwindigkeiten. Stattdessen analysieren sie die vorbeifahrenden Fahrzeuge direkt vor Ort und übermitteln anonymisierte Zähldaten. Es geht um Statistik, nicht um Kontrolle. Die Auswertung erfolgt lokal, die Daten fließen später in zentrale Verkehrsmodelle ein, die wiederum Grundlage für Infrastrukturentscheidungen sind.
Warum das wichtig ist? Weil moderne Verkehrsplanung ohne belastbare Zahlen nicht funktioniert. Ein einzelner 40-Tonner belastet eine Brücke rechnerisch wie 100.000 Pkw. Wer also wissen will, ob eine Brücke saniert werden muss, ob eine Straße ausgebaut werden sollte oder ob Lärmschutzmaßnahmen notwendig sind, braucht präzise Daten. Die Verkehrszählung liefert genau diese Grundlage – und hilft dabei, Ressourcen sinnvoll zu verteilen.
Auch für die Klimapolitik und den öffentlichen Nahverkehr sind die Zahlen relevant. Sie zeigen, wo der motorisierte Individualverkehr dominiert, wo Busse und Bahnen gestärkt werden sollten und wo sich neue Mobilitätsangebote lohnen könnten. In Sachsen etwa betont Verkehrsminister Martin Dulig, dass die Zählung ein „wichtiges Instrument für moderne Verkehrspolitik“ sei – und verweist auf die Bedeutung für die Entwicklung ländlicher Räume ebenso wie für urbane Zentren.
Die Ergebnisse der Zählung werden nach Abschluss der Erhebung veröffentlicht. Interessierte können sie unter anderem auf der Website der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) einsehen (bast.de) oder über die Verkehrsstärkenkarte Brandenburg (ls.brandenburg.de). Auch die Autobahn GmbH des Bundes informiert regelmäßig über Zählstellen und Infrastrukturprojekte.
Bis dahin gilt: Wer auf der Autobahn unterwegs ist und eine Kamera sieht, sollte sich nicht sorgen. Es handelt sich nicht um eine Überwachungsmaßnahme, sondern um ein Werkzeug für bessere Infrastruktur. Die Fahrt wird nicht dokumentiert, sondern gezählt – anonym, sachlich und mit dem Ziel, unsere Straßen sicherer und effizienter zu machen. | mit Ki
FAKTEN
Bundesweite Verkehrszählung 2025: Was passiert da?
Alle fünf Jahre führt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) eine umfassende Straßenverkehrszählung durch. Ziel ist es, das Verkehrsaufkommen auf deutschen Straßen zu erfassen – und zwar nach Fahrzeugtypen: Pkw, Motorräder, leichte und schwere Lkw, Busse und mehr.
Die Daten fließen in zentrale Infrastrukturentscheidungen ein:
- Planung von Straßen und Brücken
- Lärmschutzmaßnahmen
- Verkehrsprognosen
- Belastungsanalysen für Bauwerke
Ein Beispiel: Ein einzelner 40-Tonner belastet eine Brücke rechnerisch wie 100.000 Pkw. Ohne präzise Daten wäre eine sichere Verkehrsplanung unmöglich
Berlin und Brandenburg: Wo stehen die Kameras?
In Berlin wurden rund 400 Kameras installiert, in Brandenburg sogar über 1.000 Zählstellen. Besonders betroffen sind:
- A100 (z. B. Hohenzollerndamm, Dreieck Funkturm)
- A103 in Steglitz
- A115 Richtung Dreilinden
- Diverse Bundesstraßen und innerstädtische Verkehrsknoten
Die Kameras sind meist an Brücken, Masten oder Leitpfosten montiert. Sie wirken unscheinbar – schwarze Boxen mit Objektiv, oft in Gruppen von zwei bis drei Geräten.
Was wird erfasst – und was nicht?
Die gute Nachricht: Es handelt sich nicht um Blitzer. Die Kameras erfassen:
- Fahrzeuganzahl
- Fahrzeugtyp
- Fahrtrichtung
Was nicht erfasst wird:
- Kennzeichen
- Gesichter
- Geschwindigkeit
- Standortdaten einzelner Fahrzeuge
Die Auswertung erfolgt lokal und anonymisiert. Es werden keine personenbezogenen Daten gespeichert oder weitergegeben.
Wie lange dauert die Zählung?
Die Zählung läuft seit Mai 2025 und wird voraussichtlich bis Herbst abgeschlossen. Einige Kameras bleiben dauerhaft installiert, andere werden nach Abschluss wieder entfernt.
Die Ergebnisse fließen in die Verkehrsstärkenkarte des Bundes und der Länder ein – ein zentrales Werkzeug für Verkehrsplanung und Forschung.
Wo finde ich die Ergebnisse?
Die Daten werden nach Abschluss der Zählung veröffentlicht. Interessierte können sie hier einsehen:
Auch die Autobahn GmbH des Bundes informiert regelmäßig über Zählstellen und Infrastrukturprojekte:
Warum ist das wichtig?
Verkehrszählungen sind mehr als Statistik. Sie sind Grundlage für:
- Sichere Brücken
- Effiziente Verkehrsführung
- Klimaschutz durch gezielte Maßnahmen
- Lärmschutz für Anwohner
Gerade in Metropolregionen wie Berlin-Brandenburg, wo täglich Millionen Fahrzeuge unterwegs sind, sind präzise Daten unerlässlich.