Die ikonische Tupperparty erlebt ihr Comeback, diesmal mit frischem Design und digitaler Strategie (KI-Bild)
Tupperware ist zurück – und das mit einem neuen Konzept, frischem Kapital und digitaler Strategie. Nach der Insolvenz 2024 wagt die Kultmarke den Neustart in Deutschland und Europa. Was steckt hinter dem Comeback der Schüssel-Partys, wer treibt es voran, und wie realistisch sind die wirtschaftlichen Ziele von 100 Millionen Euro Umsatz bis Jahresende? Ein Blick hinter die Kulissen eines der spannendsten Reboots im Konsumgütermarkt.
Fakten:
- Nach der Insolvenz: Französischer Investor belebt die Marke neu
- Direktvertrieb 2.0: Tupperpartys und TikTok als Vertriebsstrategie
- Wirtschaftlicher Neustart: 100 Millionen Euro Umsatz bis Jahresende
- Nachhaltigkeit und Sortimentserweiterung als Schlüssel zum Erfolg
Ein Jahr nach dem Rückzug: Tupperware startet in Europa neu durch
Im Herbst 2024 schien das Kapitel Tupperware in Europa endgültig geschlossen. Die US-Muttergesellschaft meldete Insolvenz an, die deutsche Tochter folgte kurz darauf. Das Werk in Belgien wurde geschlossen, der Direktvertrieb eingestellt, und die ikonischen Tupperpartys verschwanden aus deutschen Wohnzimmern. Doch nun, nur wenige Monate später, erlebt die Marke ein überraschendes Comeback – angeführt vom französischen Unternehmer Cédric Meston2.
Meston, Mitgründer der pflanzenbasierten Lebensmittelmarke HappyVore, übernahm im März 2025 den französischen Zweig von Tupperware und sicherte sich die Vertriebsrechte für Deutschland, Belgien, Italien und Polen. Sein Ziel: Die Marke neu positionieren, modernisieren und bis Ende 2025 einen Umsatz von 100 Millionen Euro erzielen2.
Die Rückkehr der Tupperparty – mit digitalem Upgrade
Das Herzstück der neuen Strategie bleibt der Direktvertrieb. Rund 20.000 Berater:innen sind europaweit wieder aktiv, davon etwa 8.000 allein in Deutschland. Seit April wurden bereits über 10.000 Tupperpartys veranstaltet – ein klares Zeichen, dass das traditionelle Verkaufskonzept noch immer funktioniert1.
Doch Meston denkt weiter: Eine neue App soll die Organisation der Partys erleichtern, Bestellungen vereinfachen und die Kommunikation zwischen Berater:innen und Kund:innen digitalisieren. Parallel setzt Tupperware auf Social-Media-Kampagnen, insbesondere auf TikTok, um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen4. Die Kombination aus persönlicher Beratung und digitaler Reichweite soll das Image der Marke auffrischen und neue Käufer:innen gewinnen.
Sortimentserweiterung: Von Plastik zu Edelstahl und Glas
Ein weiterer zentraler Aspekt des Neustarts ist die Erweiterung des Produktsortiments. Tupperware reagiert auf die Kritik an Einwegplastik und bietet nun auch Behälter aus Edelstahl, Glas und recyceltem Kunststoff an3. Die sogenannten „Tumbler“ – stylische Becher aus Edelstahl – erfreuen sich bereits großer Beliebtheit auf Instagram und TikTok1.
Die Produktion erfolgt derzeit in den USA, doch langfristig könnte auch eine Rückverlagerung nach Europa denkbar sein, insbesondere wenn die Nachfrage weiter steigt und Nachhaltigkeitsaspekte stärker gewichtet werden.
Wirtschaftliche Perspektive: Neustart mit ambitionierten Zielen
Der Sanierungsplan für Tupperware France wurde vom zuständigen Gericht genehmigt3. Die gesamte Infrastruktur – von Logistik über Vertrieb bis hin zur Produktentwicklung – wurde neu aufgebaut. Der Fokus liegt auf Effizienz, Skalierbarkeit und digitaler Integration.
Mit dem Ziel eines Jahresumsatzes von 100 Millionen Euro bis Ende 2025 setzt Meston auf schnelles Wachstum und klare Marktpositionierung3. Die Rückkehr in den stationären Handel ist ebenfalls geplant, ebenso wie Kooperationen mit Plattformen wie Amazon5.
Die Margen im Direktvertrieb liegen laut Unternehmensangaben zwischen 15 und 25 Prozent. Für die Berater:innen bedeutet das eine lukrative Möglichkeit zur Selbstständigkeit – ein Modell, das bereits in den 1960er-Jahren vielen Frauen neue wirtschaftliche Perspektiven eröffnete.
Kritische Stimmen und Herausforderungen
Trotz des optimistischen Neustarts bleiben Herausforderungen bestehen. Die alte Tupperware-Garantie von 30 Jahren gilt nicht mehr – ein Opfer des Insolvenzverfahrens. Verbraucherzentralen weisen darauf hin, dass Garantieansprüche gegenüber der insolventen deutschen GmbH rechtlich nicht auf den neuen Betreiber übertragbar sind1.
Zudem ist der Markt für Haushaltsprodukte heute stark fragmentiert. Günstige Konkurrenz, wachsendes Umweltbewusstsein und der Trend zu minimalistischer Küchenausstattung setzen Tupperware unter Druck. Der Erfolg hängt davon ab, ob die Marke es schafft, sich als nachhaltige, moderne und dennoch vertraute Lösung zu positionieren.
Zwischen Nostalgie und Neuanfang
Tupperware ist zurück – und das mit einem klaren Plan. Der Mix aus altbewährtem Direktvertrieb, digitaler Innovation und nachhaltiger Produktentwicklung könnte der Marke neues Leben einhauchen. Für viele Kund:innen ist die Rückkehr der Tupperpartys nicht nur ein wirtschaftliches Ereignis, sondern auch ein Stück gelebter Alltagskultur.
Ob der Neustart gelingt, hängt von der Fähigkeit ab, Tradition und Moderne zu verbinden – und von der Bereitschaft, sich den wirtschaftlichen Realitäten des europäischen Marktes zu stellen. Doch eines ist sicher: Die Schüssel-Partys sind zurück. Und mit ihnen eine Marke, die mehr ist als nur Plastik.
Quellen: BR24: Die Tupperparty ist zurück – Verkauf in fünf Ländern Yahoo Style: Tupperware kommt zurück nach Deutschland t-online: Tupperware plant den Neustart Weekend.at: Tupperware – Kultdose kommt zurück mydealz Magazin: Tupperware Comeback mit Tupperpartys und TikTok | mit KI